Aufreger: Preise nach Geschlecht

Von Generation WOW11.10.2019

Männer gehen günstiger durchs Leben, stellt Autorin Angi Brinkmann, 52, fest. Und fordert: Jetzt ist aber Schluss mit der „Pink Tax“!

Bügeln mag ich nicht. Ich putze, koche, sauge mit Leidenschaft, aber Bügeln hat so einen Charakter von Vergeblichkeit – da ist die ganze Arbeit nach ein paar Minuten mit der ersten Falte dahin. Also gönne ich mir zeitweise eine Reinigung. Bringe ich dort ein Hemd des werten Gatten hin, zahle ich dank der tollen Angebote, die allerorts an den Scheiben kleben, schlappe 1,70 €. Gebe ich eine Bluse ab, rufen sie das Dreifache auf. Gut, Sie werden sagen, dass Rüschen mehr Bügelzeit benötigen als Biesen. Mag sein, aber der Preis wird nicht nach dem tatsächlichen Zeitaufwand berechnet. Meine schlichten Hemdblusen (!) haben kein Tamtam dran. Nein, der Handel legt die Preise nach dem Geschlecht fest und benachteiligt uns. Wie ungerecht ist das!

Egal, wo man hinschaut: Es ist über all das Gleiche!

Schauen wir uns mal um: Friseur, Reformhaus, Kosmetikerin, was sonst noch … Ich habe zwei Freundinnen, die einen richtig coolen Kurzhaarschnitt tragen. Sie meinen doch nicht, dass die bei ihrem vierwöchentlichen Nachschneide-Termin den Kerle-Preis zahlen? Woher denn! Da wird mit dem Mini-Kämmchen und dem Mini-Scherchen getüftelt und mit den Fingern drei Minuten trocken geblasen. Anschließend klimpert die Kasse wie ein Spielautomat mit drei Zitronen im Display. Gemeinheit!

Im Drogeriemarkt geht es heiter weiter: Schon für die Kleinsten kostet das Prinzessinnenschaumbad gern mal 2,95 Euro und die Saubär-Version lediglich 1,95 Euro. Dabei sind die Bengel doch viel schmutziger! Oder die Handcreme mit Blüten drauf: Kostet bei gleicher Marke ein Drittel mehr als die schlichte Männer-Variante daneben. Auch Einweg-Rasierer scheinen herstellungstechnisch in der Farbvariante „Rosa“ um Welten teurer zu sein als in Türkis, obgleich sie ebenfalls nur zwei Klingen haben. Allein aus dem Hygienebereich könnte ich die Aufzählung puppenlustig mit Inkontinenzeinlagen Haarbürsten, Kleenexdosen usw. endlos ergänzen. Wir Frauen zahlen eine „Pink Tax“. Warum tun wir uns das weiterhin an? Ich werbe hier mal dafür, dass wir ungerechtfertigte Preisunterschiede nicht aus Gewohnheit weiter hinnehmen! Pochen wir doch mal in der Reinigung darauf, dass wir eine schlichte Bluse bringen, die durchaus wie ein Hemd auf der Puppe gebügelt werden kann. Sagen wir beim Friseur ruhig dazu, dass wir keine Beratung benötigen.

PS: Ich kann übrigens exzellent bügeln. Kein Wunder bei dem Wäscheaufkommen von Papa und drei Brüdern in meiner Jugend – da musste ich ran. Ich plätte ein Hemd faltenfrei in fünf Minuten. Vielleicht biete ich das mal bei den Kleinanzeigen an – aber dann zum Blusenpreis! Bin ja nicht blöd.

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