Aufreger: E-Roller sind gemeingefährlich!

Von Generation WOW08.07.2019

Ökologisch betrachtet findet MEINS-Autorin Angi Brinkmann, 52, die neuen E-Roller prima. Sicherheitstechnisch sind sie aber das komplette Gegenteil – meinst Du nicht auch?

Just hat der Bundesrat den Gebrauch von elektrischen Tretrollern erlaubt – das heißt: auf Fahrradwegen und Straßen. Ehrlich, irgendwie macht mir das Angst! Umwelttechnisch und in der Handhabung sind diese E-Roller, offiziell Elektrokleinstfahrzeuge, eine prima Sache, keine Frage. Handlich, abgasfrei, wendig. Immer verfügbar, Parkplatz brauchst du nicht mehr. Genau das macht mir mächtig Sorgen, denn so ein E-Scooter macht schon mal schnell 20 km/h. Und das auf dem Fahrradweg! Schon 14-Jährige dürfen so ein Fahrgerät steuern, eine Zulassung brauchen sie ebenso wenig wie einen Führerschein – eine Haftpflichtversicherung reicht dem Staat.

Nur mal kurz: Mein Mofa habe ich mit 17 verkauft, als die Helmpflicht eingeführt wurde – ich wollte mir doch nicht die Haare zerdrücken. Mofas fahren übrigens maximal 25 km/h, werden aber scheinbar vom Gesetzgeber als deutlich gefährlicher eingestuft und sind führerscheinpflichtig. Ha, was soll’s, den gleichen Politikern ist es bislang auch entgangen, dass E-Bikes genauso schnell wie Mofas sind. Nun sind diese E-Roller also tatsächlich auf Radwegen gestattet. Und die haben ärgerlicherweise häufig schlechte Beläge. Wobei ein Radler Risse, Teer-Geflicke und Schlaglöcher noch abfedern kann – aber ein Roller? Der Schwerpunkt dieser Vehikel liegt nur eine Handbreit über dem Asphalt, die Räder sind klein, die Unfallgefahr ergo umso größer!

Hey, wir haben keine Knautschzone!

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie stellt schon jetzt einen erhöhten Anstieg von Mittelfuß-Frakturen fest – an Füßen, die unters Trittbrett geraten sind. Schuld ist die instabile Körperhaltung auf den Flitzern. Als Fahrer mit den Füßen in Ballettstellung auf dem schmalen Brett muss man geübt sein. Schon den ruckeligen Start gilt es zu handeln. Das unterschätzt man leicht, denn der Rollerfahrer muss seine PS nicht selbst mit seiner Körperkraft aufbauen, es wird ihm quasi im Stand der Boden unter den Füßen weggezogen! Ich sehe die Unsicherheiten vor mir: Wackeln, Straucheln, Einpendeln, Korrigieren. Was, wenn da gerade ein Fußgänger dicht neben dir am Überweg steht? Oder ein Radler neben mir startet? Keiner von uns hat eine Knautschzone.

Überdies haben die wenigsten Rollermodelle einen Blinker. Wer zum Richtungswechsel den Arm ausstreckt, geht ein immenses Risiko ein: Entweder verliert er das Gleichgewicht, oder der Arm wird ihm von einem überholenden Rambo-Radler weggerissen. Die größte Gefahr aber ist das abrupte Abbremsen. Sei es ein Hindernis, ein Konkurrent auf dem Radweg oder Fußgänger, gar Kinder, die den Weg, ohne zu gucken, kreuzen – der Roller-Nerd heizt ran, und dann? Klingeln? Hupen? Er muss sein 50 Kilo schweres Gefährt blitzschnell bremsen, möglicherweise stürzen und sich und andere übel verletzen. Übrigens: Gibt es keinen Radweg, muss der Rollerfahrer – offiziell vom Bundesrat abgenickt – auf die Straße ausweichen. Warum, ihr Damen und Herren Politik-Asse, habt ihr nicht wenigstens an eine Helmpflicht gedacht?

 

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