Mallorca und Corona

Von Generation WOW23.08.2020

Unsere MEINS-Autorin war kürzlich auf unserer Lieblingsinsel unterwegs. Ihr Fazit: Hier ist alles geordnet und supersauber. Nur ein paar Hundert deutsche Deppen glauben auf Mallorca (trotz Corona), sie könnten die Sau rauslassen, ärgert sich Angi Brinkmann, 53.

Bei Mallorca denke ich an lange Sandstrände, türkisblaues Wasser, Aioli und Oliven in romantischen Bodegas, grasende Schäfchen und ein Glas Weißwein im glutroten Sonnenuntergang. Ein Träumchen. Schalte ich den Fernseher an, sehe ich andere, fast groteske Bilder… Verschwitzte Kerle mit glasigen Augen, den Halbliterbecher Bier in der hoch gestreckten Hand, grölen im Chor: „Eeener geht noch, eeener geht noch nei …“ Nö, ihr Deppen! Wenn’s nach mir ginge, geht keiner von euch noch irgendwohin. Dieser Party-Tourismus ist eine riesige Schweinerei, und es wurde höchste Zeit, dass sich die Spanier gegen Möchtegern-Stiere wie euch wehren. Wer sich nicht an Anstandsregeln hält, der hat auf diesem Eiland nichts mehr verloren. Mallorca hat fertig mit Leuten, die tagsüber ihre nackten Bäuche und nächtens am Ballermann ihren nackten Hintern präsentieren. Selbst Bikinis als Bekleidung zum Stadtbummel oder trunkenes Flaschendrehen auf Badehandtüchern werden als Ordnungswidrigkeit ratzfatz in Rechnung gestellt. Und zwar ordentlich hoch.

Mallorca und Corona: Wer Ärger macht, muss zahlen!

Caramba! Olé! Mallorca zeigt uns Deutschen, wie es geht.Neuerdings sind sogar Stehtische und Bierhocker im Freien verboten, weil das ignorante Feiervolk diese Privilegien in Corona-Zeiten nicht zu schätzen wusste. On top kommt: Wer keine Maske trägt, sich nicht beim Betreten eines Geschäfts oder Restaurants am Eingang die Hände desinfiziert oder ungeachtet der Abstandsregeln in Horden feiert, wird zur Kasse gebeten. Wer einerseits keinen Anstand hat, muss andererseits eben durch Strafen erzogen werden und darf mit seiner Geldbuße das Allgemeinwohl unterstützen. Warum wird bei uns nicht so rigoros durchgegriffen? Unsere Städte werden immer schmuddeliger, Saufgelage auf öffentlichen Plätzen sind an der Tagesordnung. In Berlin-Kreuzberg stehen sie zu Hunderten mit Cocktails in Plastikbechern auf den Straßen, in der Kölner Altstadt gibt es sicher mehr Jungfrauen als Maskenträger, und in Frankfurt ist das Flaschenwerfen auf Polizeibeamte zum Völker verbindenden Sport geworden. Dazu jubelt das Partyvolk: „Hoch die Tassen, fuck Corona!“

Sagt mal, geht’s noch? Seid ihr komplett ballaballa, ihr Deppen? Und
wo bleiben die Ordnungshüter? Die müssten längst auf Motorrädern
durch die Straßen fahren wie auf Mallorca, um die trunkenen Idioten auseinander treiben. Ich schäme mich nicht für solche Fantasien, hier geht es um das Ansehen und das Aussehen (!) unserer Gesellschaft. Dabei könnte die Erziehung ignoranter Dreckfinken schon im Kleinen anfangen, wie im schönen Palma: Allein das Schnippen von Zigarettenstummeln auf den Boden kostet dort laut Gesetzgebung satte 25 Euro! Hach, mit diesem Geld könnten wir in kurzer Zeit die Gemeindekassen füllen und unsere Bildungs- und Kultureinrichtungen sanieren. Warum investieren unsere Gemeinden nicht mehr in Ordnungshüter? Ich wünsche mir Herrschaften in Uniform und mit Kartenlesegerät zum Abkassieren der Ignoranten. Bis dahin genieße ich jede Urlaubsminute im wunderbar sauberen – und sicheren – Mallorca – Corona hin oder her. Hola! 

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