Lasst uns wieder netter sein!

Von Generation WOW14.05.2021

Abstand halten, Maske tragen, jedes Lächeln ist verdeckt. Das nervt! Aber, wenn wir dann auch noch ständig überall einander anmotzen, wird es doch nur so schlimmer. Also, lasst uns wieder netter im Umgang miteinander sein, fordert MEINS-Autorin Angelika Brinkmann in ihrer neuen Kolumne

Ein schwedisches Möbelhaus, nennen wir es Ikea. Ich habe Gartenbänke bestellt, man will es ja ein bisschen schön haben, wenn wir schon festsitzen, gell? Die Kartons sind quadratmetergroß und rollen dank 10 Euro Onlinegebühr für „Click and Collect“ auf einem Einkaufswagen an mein Auto. Aber: zu früh gefreut! „Hier!“, raunzt der Mann im gelben Hemd und dreht ab. Auf meine verwunderte Nachfrage, ob er mir vielleicht beim Einladen hilft, zischt er: „Nee! Wir dürfen nix anfassen wegen Corona, ich hab’ keinen Bock, ans Ordnungsamt zu zahlen.“ Echt jetzt? Und wer bitte schön hat die Kartons auf den Wagen gezaubert? Harry Potter? Ich habe wirklich Verständnis für Abstandsregeln, aber Nicht-Berühren ist im Warenverkauf ein Brüller! „Ich verstehe Sie ja“, setze ich an und bekomme direkt eins auf die Ohren: „Scheinbar wohl nicht …“ poltert das Gelbhemd, packt aber jetzt doch knurrend mit an. Ich danke mehrfach, er dampft abschiedslos ab.

Schluss mit mieser Laune, lasst uns lieb zueinander sein!

Ja, wir sind gerade alle mal mies drauf, weil wir uns so machtlos fühlen. Umso wichtiger ist es, jede Möglichkeit zu nutzen, unser Leben, wo immer es geht, positiv zu gestalten. Bei vielen Männern, das habe ich jetzt schon mehrfach beobachtet, scheint diese Erkenntnis nicht anzukommen. Langsam verdichtet sich mein Eindruck, dass wir Frauen pragmatischer durch die Krise kommen. Irgendwie sind wir leidensfähiger, also im Sinne von fähig im Leiden, Sie verstehen schon, wie ich’s meine …

Dazu passt mein Wasserschaden zu Hause. Ein Rohr ist korrodiert, das Wasser floss über zwei Stockwerke bis in den Keller. Wände, Decken und Böden müssen raus – ich habe das Gefühl, diesen fiesen Baustellen- staub zwischen den Zähnen zu haben! Im Baumarkt warte ich abstandskonform an der Infotheke, bis der Herr am Computer mal hochguckt. Nix. Ich hüstle mutig: „Pardon, ich suche so einen Spachtel, mit dem man Fliesen abklopfen kann.“ „Versteh’ ich nicht. Was soll das sein?“, brummt er, den Blickkontakt mit der offensichtlich unterbelichteten Kundin strikt vermeidend. Jetzt reicht es mir langsam, ich kann auch auf blöd machen. „Haben Sie etwa noch nie Fliesen abgeschlagen?“, zische ich und stürze ohne Kegelspalter (so heißt das nämlich, ich hab’ mich jetzt online schlau gemacht!) zum Ausgang. An der Kasse frage ich die Dame hinter dem Plexiglasschild: „Kennen Sie diesen schlecht gelaunten Mann, der zum Reden wie zum Denken zu faul ist?“ Sie prustet vor Lachen: „Yes! Davon habe ich drei zu Hause!“ Ich hätte sie küssen können, wir haben richtig herumgegiggelt. JAHAAA, wir Frauen wissen einfach, wie man Resilienz trainiert – mit Zusammenhalt! Mann, hab’ ich jetzt gute Laune …

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