Aufreger: Ein echtes No-Go!

Von Generation WOW05.12.2019

Autorin Angi Brinkmann, 53, ärgert sich über den Trend, Verabredungen mal eben so abzublasen. Warum bleiben neuerdings alle lieber auf der Couch?

Die Wurzel dieses Übels liegt, glaube ich, in der Jogginghose. Seit Lässigkeit dieser Art gesellschaftsfähig ist, scheint niemand mehr auf Etikette zu achten. Ich möchte jetzt nicht so weit gehen wie der selige Karl Lagerfeld, der spitzzüngig lästerte, wer Jogginghose trage, habe die Kontrolle über sein Leben verloren. Ganz so eng wie Lederhosen-Karl sehe ich es nicht, aber je bequemer die Leute unterwegs sind, umso schlampiger wird ihr Stil.

In meinem Umfeld macht sich eine Mentalität breit, die langsam zum Flächenbrand eskaliert – das Huschhusch-Absagen, um zu Hause zu bleiben! Triftige Gründe lasse ich natürlich gelten: Finger ab, Cholera, Hund weg oder die Entdeckung, dass der Mann eine Affäre hat. Ein Ding der Unmöglichkeit hingegen ist dieser Trend zur Quatschmit-Soße-Larifari-Begründung. Das erlebe ich neuerdings immer häufiger. Letztens kam, während ich gestiefelt und gespornt die Haustür hinter mir abschloss, eine SMS: „Ich finde nirgendwo meinen Autoschlüssel. Das stresst mich total, lass es uns verschieben…“ WIE meinen? Wie wäre es mit Taxi? Bus? Fahrrad? Schlüssel früher suchen? Sind wir im Kindergarten? Die nächste Stufe der Rakete sind Launen wie „Duuu, mir geht’s nicht so gut, ich wäre heute eine schlechte Gesellschaft …“. Diese Cocooning-Mentalität ist ein Luschenverhalten erster Güte und beweist nur, wie unorganisiert solche Leute sind.

Schlimmer geht’s nimmer? Oh, doch!

Am schlimmsten allerdings finde ich diese Verabredungs-Heuchler. Luftpumpen, die Sätze rausblasen wie „Wir müssen uns unbedingt mal treffen!“, nur um sich großzügig zu fühlen. Warum verabredet ihr euch, wenn ihr gar keine Energie dazu habt? Seid doch mal ehrlich zu euch. Aber heute schlurft jeder möglichst bequem durchs Leben und richtet sein Fähnchen nach seiner momentanen Befindlichkeit. Ein Wort, das man gab, wird nicht mehr gehalten, Freundschaften werden der Tagesform unterworfen. Meine These dazu ist: Solche Egomanen sind mit sich selbst genug gestraft. Die können nicht anders, kriegen ihr Leben nicht auf die Reihe und machen immer äußere Umstände für ihren Stress verantwortlich. Tja, da hilft wirklich nur die Jogginghose.

Zurück zur Liste