Aufreger: Fragen beim TV-Kauf

Von Generation WOW10.02.2020

Autorin Angi Brinkmann, 53, schwirrt der Kopf beim TV-Kauf. So richtig warm wird sie mit den neuen TV-Modellen vor lauter Fragen nicht…

Unser alter Fernseher ist futsch. Also alt war der nicht, vielleicht so sieben Jahre, aber nach heutiger Sicht komplett vergreist. Das Gerät jedenfalls kippte mir vom TV-Schränkchen, als ich damit schwungvoll über die Teppichkante rollte. Äußerlich war nichts zu sehen, aber im On-Zustand hatte der TV-Bildschirm dolle Aua. Der sah aus wie gesplittert und strahlte in grellsten Regenbogenfarben. Mein Gatte hatte Sternchen über dem Kopf sausen, so sauer war der. Kleinlaut bot ich an, einen neuen zu kaufen.

HD, QLED, UHD… lauter Fragen beim TV-Kauf?!

Wir also rein in so einen großen Markt, wo Geiz geil ist und die Bildschirme noch geiler. Aus Männersicht, versteht sich. Ich rechne die Diagonalen gleich in Glassprayflaschen um, während ich mich mit meinen niedlichen 158 Zentimetern quasi auf Augenhöhe mit diesen gigantischen Glotzen befinde. Bis eben hatte ich noch gewusst, was ich möchte: Chrom sollte der Neue sein, mit schlichtem Rahmen und filigranem Fuß. Der Verkäufer – Sechs-Tage-Bart, rotes Polohemd, Goldkette, Hände in den Hüften, Beine breit – legt den Kopf schräg, grinst flüchtig meinen Mann an und nickt betreten Richtung Boden. Ich nehme an, er hat diese Schutzhaltung in einer Schulung gelernt für den Fall, dass Irre kommen wie ich. Ich rede unbeeindruckt weiter, bis dem der Geduldsfaden reißt und er zur Strafe nur noch Abkürzungen und Fragezeichen aus seinem Mund blubbern lässt wie aus einer Comicfigur: HD, QLED, Flat, Zoll, UHD, Smart, LCD … „WATTNNN?“, lächele ich etwas hilfesuchend. Lauter neue Fragen zum TV-Kauf entstehen in meinem Kopf. Darauf der Supertyp betont langsam zu mir: „Was das Gerät haaaben soll?“ Boah! Ich kam mir wirklich selten so doof vor und antworte trotzig: „Im Idealfall ein Bild und die leichteste Menüführung, die Sie haben. Die Fernbedienung muss sich quasi selbst erklären, sonst gibt es zu Hause Krieg.“ Den beschützenden Blick zu meinem Mann hätte er sich wirklich schenken können. Ich erspare mir den weiteren Ich-kenne-noch-eine-Abkürzung-Talk zwischen dem Supergatten, der sich endlich verstanden fühlt, und Coolboy und gehe Glühlampen kaufen.

Klaus Kleber möchte ich am liebsten die Haare richten!

Männern muss man auch mal vertrauen, das macht sie stark. Pädagogisch wertvoll, in der Konsequenz ein Desaster: Für den TV-Karton müssen wir die Rückbank umlegen, und jetzt steht in unserem Wohnzimmer eine Kinoleinwand mit unfiligranem Fuß. Ich kann selbst aus zehn Metern Entfernung meine Gleitsichtbrille weglassen, das Fernsehbild gleicht einem überdimensionalen Kosmetikspiegel. Und genau darin liegt die Krux der Mega-Technik: Plötzlich wirken alle unrasiert mit Poren so groß wie Euromünzen, und selbst bei Klaus Kleber möchte ich die Haare richten.

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